Warum wir bei Knorr-Bremse ständig über Tarifvertrag gesprochen

Knorr-Bremse ist nicht (mehr) tarifgebunden. Als Arbeitgeber hat Knorr-Bremse vor langer Zeit beschlossen die Tarifbindung aufzulösen.

Damit gelten für die Mitarbeiter*innen bei Knorr-Bremse keine tarifvertraglichen Regelungen.

Um wettbewerbsfähig zu sein lehnt sich Knorr-Bremse jedoch meist an die Tariferhöhung der Metall- und Elektroindustrie an …mal mehr mal weniger.

Jedoch ist dies unverbindlich und wird einseitig durch den Arbeitgeber festgelegt. Z.B. Einmalzahlungen – diese sind laut Tarifvertrag fester Gehaltsbestandteil, bei Knorr-Bremse sind diese jederzeit durch den Arbeitgeber widerrufbar.

Die Mitarbeiter*innen haben daher derzeit keinen Anspruch auf die Tarifabschlüsse der Metall- und Elektroindustrie.

Ein weiterer Punkt: Tarifverträge regeln nicht nur eine regelmäßige Gehaltserhöhung. Verschiedenste Tarifverträge regeln Einkommens- und Arbeitsbedingungen für mehr als 2,4 Millionen tarifgebundene Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie

Z.B. Regelungen zu Urlaub, Freistellungstage zb Für Schichtmitarbeiter oder Eltern, transparente Eingruppierung, Arbeitszeit, Azubis, Weiterbildung über Bildungsteilzeit, Altersteilzeit uvm.

Viele dieser Regelungen gibt es also in dieser Form nicht.

Ändern lässt sich dies nur durch den Abschluss eines Tarifvertrages. Aber was genau ist eigentlich ein Tarifvertrag und welche Arten von Tarifverträgen gibt es?

TARIFVERTRAG GEHT NUR MIT GEWERKSCHAFT – Grundgesetzlich geschützt: Koalitionsfreiheit
und Tarifautonomie.

Tarifautonomie bedeutet, dass nur Gewerkschaften und Arbeitgeber(verbände) ohne Einmischung des Staates oder anderer Instanzen (Tarif-)Verträge abschließen dürfen. Ein wichtiger Unterschied z.B. zu Betriebsräten, die keine Vereinbarungen über tarifliche Regelungen abschließen dürfen. Ebenso ist grundgesetzlich die Vereinigungsfreiheit von Arbeitnehmern in Gewerkschaften geschützt. Die Grundlage, um Tarifverträge verhandeln zu können, sind die Beschäftigten, die sich in der Gewerkschaft zusammengeschlossen
haben. Sie wählen ihre Vertreter in die Tarifkommission, um Tarifverträge mit einzelnen Unternehmen (Haustarifverträge) oder Arbeitgeberverbänden (Branchentarifverträge) zu verhandeln. Abgeschlossene Tarifverträge gelten dann automatisch und verbindlich für die Mitglieder – ohne dass eine Verweisung im Arbeitsvertrag notwendig ist. Belegschaften sind durchsetzungsstark, je mehr gewerkschaftlich organisiert und aktiv sind. Der Eintritt in die IG Metall ist der erste Schritt, einen Tarifvertrag  durchsetzen zu können.

Was ist ein Flächentarifvertrag?

Ein Flächentarifvertrag liegt dann vor, wenn die IG Metall und der Arbeitgeberverband für eine ganze Branche in einer bestimmten Region (“Fläche“) einen Tarifvertrag abschließen, zum Beispiel für die Metall- und Elektroindustrie in Bayern. Dieser Tarifvertrag ist typisch für die Tariflandschaft in Deutschland und wird auch Verbands- oder Branchentarifvertrag genannt.

Der Flächentarifvertrag garantiert weitgehend gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Betriebe der einzelnen Branchen. Er legt Mindeststandards fest und schützt die Beschäftigten vor Lohndumping. Der Flächentarifvertrag gilt für alle tarifgebundenen Arbeitgeber und Beschäftigte der jeweiligen Branche und Region verbindlich. Sie wirken sich aber auch mittelbar, also indirekt, auf nicht tarifgebundene Unternehmen aus, in dem sich diese etwa in Arbeitsverträgen auf die geregelten Tarifstandards beziehen

Was sind Anerkennungstarifverträge?

Vereinbart die IG Metall mit einem nicht tarifgebundenen Betrieb einen Firmentarifvertrag, in dem der Arbeitgeber sich verpflichtet, den Flächentarifvertrag anzuwenden, liegt ein Anerkennungstarifvertrag vor. Die Beschäftigten haben die gleichen tariflichen Ansprüche wie im entsprechenden Flächentarifvertrag geregelt – vorausgesetzt, sie sind Gewerkschaftsmitglied. Bei Anerkennungstarifverträgen handelt es sich nicht um Abweichungen vom Flächentarifvertrag.

Was ist ein Firmentarifvertrag?

Auch Haus- oder Werkstarifverträge genannt. Bei einem Firmentarifvertrag ist der Arbeitgeber selbst Tarifvertragspartner und verhandelt ihn direkt mit der zuständigen Gewerkschaft. Der Betrieb ist nicht an den Flächentarif gebundenen, ist also nicht Mitglied in einem Arbeitgeberverband. Die Beschäftigten haben Anspruch auf die im Firmentarifvertrag geregelten Leistungen vorausgesetzt, sie besitzen einen Mitgliedsausweis der vertragsabschließenden Gewerkschaft. Auch neue Tarifabschlüsse werden direkt mit dem Arbeitgeber verhandelt und vereinbart. Wie in Branchentarifverträgen können in Firmentarifverträgen alle Arbeits- und Einkommensbedingungen geregelt werden. Das bekannteste Beispiel für einen Firmentarifvertrag ist der Werkstarifvertrag mit Volkswagen.

Flächentarif der Metall- und Elektroindustrie

Knorr-Bremse orientiert sich oft an den Tariferhöhungen der Metall- und Elektroindustrie und gibt diese unverbindlich an die Mitarbeiter*innen weiter.

Das Ergebnis aus der Tarifrunde 2022 gibt es hier.

Logo Tarifrunde 2022

Was ist eine Tarifkommission?

Was bedeutet Ende der Friedenspflicht?

Was ist eine Arbeitgeberverband?

Hier geht’s zum Tariflexikon der IG Metall